1. Adventssonntag |
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Mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr und steht unter dem Thema: Der kommende Herr.. Der Wochenspruch trägt für uns einen erwartungsvollen Zuspruch in sich: Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und Helfer. (Sacharja 9, 9a). In dieser Zuversicht und Hoffnung ist wir die Kirche adventlich geschmückt. Unser Herr, Jesus Christus, kommt zu uns und er kommt gewaltig und unaufhaltsam, so steht es im heutigen Psalm 24: Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe! … Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. … Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehren. Und wir sollen bereit sein, so setzt der Psalm fort: Wer wird auf des HERRN Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich: der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Wir sollen uns also innerlich vorbereiten, stille werden, aufmerksam sein. Karl Valentin sagte einmal: „Heut Abend besuch ich mich. Ich hoffe, ich bin daheim!“ Dieser Ausspruch lässt uns im besten Fall schmunzeln, aber er macht zugleich nachdenklich. Nachdenklich in Anbetracht der Jahre 2020 und 2021, in denen wir die Adventszeit nicht gebührend des Königs, unseres HERRN, feiern konnten. Mit diesem Sonntag beginnt die Adventszeit erneut und stellt uns neu vor Augen: Gott selbst will in Jesus Christus bei uns ankommen. Aber da stellt sich die Frage: Sind wir Christen zu Hause, sind wir vorbereitet für die Ankunft des HERRN? War und ist die Kirche Christi vorbereitet auf die Ankunft des HERRN? Sind wir nicht abgelenkt von so vielem um uns herum? Sind wir innerlich so eingestellt, dass Gott uns findet und wir durch ihn zu uns selbst finden können? Das Lukasevangelium spricht zuversichtlich: „Erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (21, 28) und ist Ausdruck jener inneren Wachheit und Bereitschaft, zu welcher Paulus in der heutigen Epistel mahnt: Und das tut, weil ihr die Zeit erkannt habt, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. (Römer 13, 11) Diese Wachsamkeit meint mit Blick auf seine „zweite“ Ankunft, ständig mit Christus zu rechnen: in unserem Denken und Handeln, im Ausgerichtet-Sein unserer ganzen Existenz auf die Zukunft. Denn im christlichen Sinn ist das auf uns Zukommende DER auf uns Zukommende: Christus selbst. Und er kommt immer neu auf uns zu, bis er schließlich am Ende unserer Tage oder am Ende der Zeiten definitiv unser Leben in die Hand nimmt, um es im Reich Gottes ein für allemal zu bergen. So ist von uns eine ständige Bereitschaft für den Herrn gefordert, ein Rechnen mit ihm zu jeder Zeit. Der Priester Don Bosco sagte einmal: „Jeder Christ sollte so arbeiten, als würde er ewig leben, aber so leben, als könnte er jeden Tag sterben.“ Können wir wirklich zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens loslassen, was uns so sehr beschäftigt und an das wir uns gebunden haben? Letztendlich gibt es doch für uns Christen nur eine einzige wichtige Bindung: die an Jesus Christus. Und die hält durch – über den Tod hinaus –, sie kommt zu ihrer Vollgestalt dann, wenn wir ihn wirklich von Angesicht zu Angesicht schauen. Unser Leben vollendet sich also vor dem Angesicht Christi, dem wir für das Rechenschaft schuldig sind, was unser Leben im Tiefsten geprägt hat. Nach der Liebe werden wir gerichtet werden, die wir Gott und dem Nächsten erwiesen haben. In diesem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe konzentriert sich der Erwartungshorizont Gottes an unser Leben. Ist doch Gott selbst die Liebe und befähigt uns als seine Geschöpfe zur Liebe. Abbilder Gottes sind wir, fähig zur Liebe ihm und dem Nächsten gegenüber. Der, der in dieser Liebe steht und darum bemüht ist, sie in die Tat umzusetzen, kann wirklich zu jeder Zeit vor seinen Schöpfer hintreten, weil er die ihm übertragene Verantwortung in rechter Weise wahrgenommen hat. Zur Wachsamkeit werden wir also heute aufgerufen, zur Bereitschaft, auf den Herrn zu warten und stets mit ihm zu rechnen. Das rechte Warten aber geschieht in der Liebe und im Vertrauen darauf, dass sich die Verheißungen Gottes an uns erfüllen werden. So können wir beten: Lebendiger Gott, komm uns zu erretten! Befreie uns aus der Macht der Sünde und des Unrechts, dass wir Deinem Sohn, unserem Herrn, Jesus Christus, entgegengehen auf dem Weg der Gerechtigkeit und Liebe. Er wird mit Dir und dem Heiligen Geist angebetet und verherrlicht in alle Ewigkeit.
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