Gedenktag des Heiligen Martin |
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Der Gedenktag des Heiligen Martin, Bischof von Tours, ist der 11. November. Ihm ist auch die Kirche in Zwochau geweiht. Damit wird der Tag in Zwochau als Festtag gefeiert. Bei anderen Heiligen ist der Todestag, der Geburtstag im Himmel, der Gedenktag. Der Todestag des Heiligen Martin ist aber der 8. November, der 11. November ist der Tag seiner Beisetzung. Die Zahl 11 ist dabei sehr symbolträchtig: Es ist nicht nur der Beginn des Karnevals am 11. November, sondern die 11 ist auch die Zahl der Maßlosigkeit, da sie die Zahl 10 der göttlichen Gebote, also die Vollkommenheit, überschreitet. Es ist die Zahl der Narren; eine Schnapszahl. Indem man den Gedenktag des Heiligen Martin auf den 11. November legte, setzte man der Maßlosigkeit das asketische Leben des Heiligen und den Beginn der Adventszeit in der gallikanischen Liturgie entgegen. Martin wurde 316/317 in Sabaria, dem heutigen Szombathely in Ungarn, geboren. Er wurde in eine römische Familie mit militärischer Tradition hineingeboren und trat mit 15 Jahren selbst in die römische Armee ein. Er gehörte einer Eliteeinheit der kaiserlichen Leibgarde an. Bereits während seines Militärdienstes bereitete er sich – insgesamt drei Jahre – auf seine christliche Taufe vor. Er half den Kranken, Notleidenden und Bedürftigen. Bei seinen Kameraden war er für seine Hilfsbereitschaft und Bescheidenheit bekannt. Um 334 wurde er nach Amiens im heutigen Frankreich versetzt. Dort geschah sich das Ereignis, dass alle mit ihm verbinden: Am Stadttor von Amiens bettelte im Winter ein armer, unbekleideter Mann. Keiner der anderen Menschen oder seiner Kameraden zeigte Erbarmen. Martin trug nur seinen Militärmantel und sein Schwert bei sich, alle übrigen Wertgegenstände hatte er bereits bei anderen Gelegenheiten gegeben. Also nahm er sein Schwert und teilte den Mantel in zwei Hälften, wovon er eine dem Bettler gab. Für die Beschädigung von Militäreigentum erhielt er drei Tage Arrest. Und in der ersten Nacht nach der Teilung des Mantels erschien ihm Jesus Christus im Traum umgeben von Martins Mantel. Christus sprach zu den ihm umgebenden Engeln: „Martinus, der noch nicht getauft ist, hat mich mit diesem Mantel bekleidet!“. Dieses Geschehen erklärt den heutigen Tagesspruch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25, 40b). Nach diesem Erlebnis beendete Martin seinen Militärdienst und ließ sich in Amiens taufen. Er ging nach Poitier und wurde Schüler des dortigen Bischofs Hilarius (315-367). Martin erhielt die Priesterweihe und ging ins Kloster. Als in Tours ein neuer Bischof gesucht wurde, stand der Favorit der Menschen aufgrund dessen Popularität schnell fest: Martin. Dieser Wahl versuchte er sich zur entziehen und versteckte sich im Gänsestall. Doch das aufgeregte Geschnatter verriet ihn und er wurde am 4. Juli 372 zum Bischof von Tours geweiht. Auch als Bischof führte er weiter ein demütiges und bescheidenes Leben. Seine Residenz war eine Klosterzelle. Er wollte nicht auf Zeiten der Besinnung, Askese und die Distanz von der weltlichen Geschäftigkeit verzichten. Er war bekannt für seine Wortmächtigkeit, seine Missionsreisen, seinen Gerechtigkeitssinn und seine Wunderheilungen (Krankenheilungen und Erweckung von Toten). Bischof Martin starb mit 81 Jahren am 8. November 397 auf einer Seelsorgereise in Candes an der Loire (ca. 50km von Tours). Seine Beisetzung von am 11. November 397 in Tours statt. Die Bedeutung dieses hohen Festtages spiegelt sich in der weißen liturgischen Farbe für diesen Tag wider; weiß als Christusfarbe ist die Farbe des Lichts. Die Märtyrer- und Heiligenfeste haben, mit Ausnahme des Johannestages, die liturgische Farbe rot als Farbe des Blutes. Martin war einer der ersten Heiligen durch das unblutige Martyrium der Askese. Seine Leben und Wirken begründeten seine Einordnung als Bekenner. Diesen Bezug zum Bekenntnis des Glaubens sehen wir auch im heutigen Tageslied (EG 154 - Herr, mach uns stark im Mut, der dich bekennt). Die noch heute im Brauchtum begangenen Lichter- und Lampionumzüge sowie Martinsfeuer entstammen der liturgischen Lichterprozession, bei der das Licht – als Symbol Christi – in die Welt, also ins Dunkel, getragen wird. Auch war und ist es üblich, am Martinstag gemeinsam mit Freunden zu essen und das Essen – heute meist in Form von Martinshörnchen – zu teilen. Wir sehen also: Brauchtum ist eine Seite der Münze, die Liturgie (religiöse Zeremonie) die zweite Seite der Münze. Unser Bestreben muss daher immer sein, das Brauchtum nie von der Liturgie zu trennen, sonst wird es zur Folklore. Beherzigen wir diese Botschaften, wird unser christlicher Glaube eine Fackel in tiefer Nacht, damit es hell und warm wird. So entstehen Geborgenheit und Gemeinschaft.
Bauernregeln
Patronder Kirche in Zwochau, der Reisenden, der Armen, Bettler und Reiter
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