Innenraum
Turm
Landläufig wird der Turm gern als Wehrturm bezeichnet. Das ist allerdings gewiss falsch, obgleich es sich durchaus um einen wehrhaften Turm handelt, der der Landbevölkerung bei kleineren Händeln Schutz geboten haben mag. Eine militärische Verwendung gab es allerdings für den Turm nie.
Vorraum
Betritt man die Kirche durch den Vorraum im Chor fällt der Blick geradezu auf eine dreiteilige Steintafel an der Nordwand und auf der linken Seite (Westwand) auf eine Bronzetafel. Auf diesen Tafeln wird der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege gedacht. Die Gedenktafel aus Bronze für die Opfer des Ersten Weltkrieges stammt aus dem Jahr 1936 und wurde von Arthur Petzsche gestiftet. Die Steintafel ist den Opfern des Zweiten Weltkrieges gewidmet. An beiden Tafeln werden alljährlich zum Volkstrauertag Kränze niedergelegt.
Turmuhr
Schon im Jahre 1823 wird in der Kirchenchronik von der Turmuhr berichtet: „Die Kirchenuhr wurde am 13. Mai und nachher wieder am 17. August vom Uhrmacher Haberland aus Delitzsch ausgebessert und in Stand gesetzt. Sie ging auch bis gegen Weihnachten ganz ordentlich, fing aber dann wieder an zu hinken und blieb endlich ganz stehen.“
Die Legende vom unterirdischen Gang
Wie an vielen Orten soll es auch in Zwochau von der Kirche einen unterirdischen Verbindungsgang geben, der über einen halben Kilometer bis zur sog. Schanze – einer slavischen Befestigungsanlage – gereicht haben soll. Unter dem Turm ist zumindest ein gemauerter Rundbogen sichtbar und der darunter befindliche Durchgang ist mit Sand verschüttet.
Kirchenschiff
Zusammen mit den beiden Emporen fasst die Kirche ungefähr 300 Personen. Der Einbau der Patronatsloge erfolgte 1708 für Frau von Spohr. Eines der Schmuckstücke der Kirche neben dem Altar ist die Kanzel.
Die 2015 restaurierte Kanzel ruht auf dem Kopf eines Bartmannes, wird von Christus und den vier Evangelisten verziert und auf ihrem Schalldeckel thront ein Pelikan, der mit seinem Blut seine Jungen speist. Letzteres war ein beliebtes Motiv, das auf den Opfertot von Jesus Christus hindeuten sollte, obgleich es nach heutigem biologischen Kenntnisstand gewiss als unrichtig bezeichnet werden muss. Die Taube unter dem Schalldeckel symbolisiert den heiligen Geist, der hoffentlich die Predigt des Pfarrers durchweht. In den an der Decke befindlichen Facetten sind die Gesichter der Seligen der Kirchengemeinde zu sehen.
Die Grenze zwischen dem Kirchenschiff und dem Chorraum war nicht immer nicht so fließend wie heute durch den Taufstein und das Pult. Die erste Sitzreihe begann früher unter dem Torbogen, der beide Räume miteinander verbindet, was sich durch farbliche Unterschiede erkennen lässt.
Taufstein
Der Taufstein besteht aus sächsischem Serpentin und wurde von Familie Muldhoff aus Leipzig gestiftet. Die dazugehörige kupferne Taufschale (vermutlich aus dem Jahre 1812) zeigt eine Vielzahl von Taufengeln.
Chorraum
Der Chorraum ist ein weiteres Schmuckstück der Kirche.
Altar
Vor der Reformation in Mitteldeutschland und bis ins Jahr 1731 befand sich im Chorraum ein Schnitzaltar von etwa 1525, der heute noch in der Doppelkapelle in Landsberg zu sehen ist. Er wurde von Stephan Hermsdorf im Stile der Spätgotik geschaffen und im Zuge des Innenumbaus für ein paar Groschen an einen fahrenden Händler verkauft, der ihn in Landsberg für 3 Taler wieder verkaufte.
In dessen Mittelteil befindet sich der Heilige Martin – der Namenspatron der Kirche – umgeben von weiteren Heiligen. Neben ihm im Mittelteil ausgearbeitet sind der Heilige Antonius und der Heilige Mauritius. Weiter werden links/ rechts die Heilige Ursula und die Heilige Barbara gezeigt. Vermutlich handelt es sich bei den anderen abgebildeten Frauen um Anna, die Großmutter Jesu, und Maria, die Mutter Jesu.
Der neue 1731 geweihte Altar (Portikusaufsatz), der sich bis heute in der Kirche befindet, wurde von Michael Iphraim Döbel aus Delitzsch entworfen und gebaut. Mit der Ausmalung wurde Georg Zinke betraut, der im Pfarrbereich Zwochau geboren war.
Im Zentrum des barocken Altars wird der Erzengel Michael gezeigt. Die dargestellte Szene zeigt ihn, als er den Drachen tötet und im dem Moment goldene Sonnenstrahlen einem wolkenverhangenen Himmel durchbrechen. Verbildlicht wird hierdurch die Erlösung der Welt, wie sie in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, beschrieben wird. Über allem triumphiert der auferstandene Christus, der schon in einer Deckenrosette im Schiffbereich als Auferstandener sich der versammelten Gemeinde zeigt. Die Kirche ist so konzipiert, dass die Gemeinde, die sich um den Auferstandenen versammelt, auf die endzeitliche Erlösung des Weltendes blickt. Jedes Mal, wenn die Gemeinde Abendmahl feiert, erlebt sie so, dass sie ihrer Erlösung ganz nahe kommt. An das Abendmahl erinnern auch die Trauben- und Ährendarstellungen an den Seiten des Altars.
Es finden sich zwei Engel. Einer der Engel zeigt der Gemeinde die Zehn Gebote, der andere verweist mit seinem Finger nach oben zu Gott. Sowie zwei weitere Engel, die mit Palmenzweigen wedelnd links und rechts auf dem Altar sitzen. Den Abschluss nach oben bildet der alles überragende, auferstandene Jesus mit Stab vor einer Strahlenmandorla. Unter ihm befindet sich eine Art umranktes Wappenschild mit dem Christusmonogramm IHS auf rotem Grund.
Die Decke des Chorbereiches ist als Himmelswiese gestaltet. Im Chorraum befindet sich zudem eine spätgotische Sakramentsnische.
Sakristei
1731 wurde die Sakristei an die Nordwand des Chores angebaut. Von dort geht auch eine sog. Piszina nach außen, durch die der nicht getrunkene Abendmahlswein nach außen geleitet wurde, wo er dann in die geweihte Erde des Friedhofs versickerte.
Für eine Spende zum Erhalt sind wir sehr dankbar.
Spendenkonto
Kontoinhaber: KKA Eilenburg
Verwendungszweck: Spende Kirche Zwochau
KD-Bank Duisburg
IBAN: DE42 3506 0190 1551 5860 29
BIC: GENODED1DKD
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