Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petrus 1, 3)

Nordostansicht

Die Kirche St. Martin

Die evangelische Kirche des Ortes Zwochau trägt den Namen des Heiligen Martin von Tours. So wird die Kirchweihe auch jährlich am Sonntag nach dem Martinstag (11. November) mit einem Festgottesdienst gefeiert. Zugänglich ist die rollstuhlgerechte Kirche über den Friedhof von der Schulstraße als auch der Halleschen Straße. Neben der gottesdienstlichen Nutzung finden in der Kirche Konzerte, Ausstellungen und weitere Kulturveranstaltungen statt.

Geschichte und Baugeschichte

Der romanische Kirchenbau gliedert sich in Turm, Saal, Chorraum und Sakristei. Er ist auf eine Zeit um 1200 zu datieren. Die von Halle nach Eilenburg über Zwochau führende Salzstraße macht es wahrscheinlich, dass der wehrhaft anmutende Kirchturm Teil einer Befestigungsanlage war und der eigentliche Kirchenbau erst später angegliedert wurde, sodass der Kirchturm aus einer Zeit vor 1200 stammt. Das gesamte Kirchengebäude ist von einem Friedhof umgeben.

Das Innere des Kirchenschiffs wurde in den Jahren 1701 bis 1731 dem zeitgenössischen Geschmack des späten Hochbarock angepasst. Zudem sind die Fenster vergrößert worden. Im Zuge der Maßnahmen 1858 wurden die beiden ursprünglichen Eingänge geschlossen und ein neuer Eingang in den Turm gelegt.

Die letzten großen Sanierungen wurden 1936/37 sowie sukzessive nach der Wiedervereinigung vorgenommen. Noch in DDR-Zeiten wurde eine elektrische Heizung aus ehemaligen Bahnheizkörpern installiert. 1990 wurde der Turm saniert; Mitte der 1990er Jahre die Dachkonstruktion. Zwischen 1999 und 2010 folgte die Dachdeckung, das Außenmauerwerk im Schiffbereich und der Triumphbogen im Kircheninneren. Dabei kam ein Holzbalken aus der Vorgängerkirche zum Vorschein, der etwa auf das Jahr 1073 bestimmt wurde.

Publikationen zur Kunst-/ Geschichte der Kirche finden Sie hier.

Romanisches Stützpfostenportal

Ehemaliger Nordeingang

Steingesicht

Steingesichter

Schwarzes Steingesicht

Außenansicht

Der Kirchenbau wurde in einer Ost-West-Ausrichtung errichtet. Der Bau als auch der Turm sind aus Feldsteinen gemauert. Turm, Kirchenschiff als auch Chorraum sind mit einem Spitzdach gedeckt. Die angegliederte Sakristei besitzt ein steil abfallendes Flachdach.

Turm

Die Grundform des Turms ist rechteckig und mit einer Wetterfahne besetzt. In seiner Ost- und Westseite befindet sich jeweils eine Uhr. Der heutige Kircheneingang befindet sich an der Südseite des Turms.

Kirchenschiff

An die östliche Längsseite des Turmes wurde das Kirchenschiff angeschlossen. An dessen Ostwand angesetzt ist der Chorraum.  An der Nordseite des Chorraums befindet sich die Sakristei.

An der Außenseite der südlichen Wand des Kirchenschiffes zwischen dem zweiten und dritten Fenster ist noch das zugemauerte romanische Stützpfostenportal zu sehen, in dessen Türsturz sich drei Abbildungen befinden. In der mittleren ist ein lateinisches Kreuz mit drei darüber befindlichen Sternen zu erkennen. Leider sind die übrigen beiden durch den Braunkohleabbau der letzten Jahrzehnte so sehr verwittert, dass eindeutige Aussagen über deren Symbolik nicht mehr getroffen werden können.

An der Nordwand des Kirchenschiffs findet sich der Eingang zur Patronatsloge als auch ein zweiter zugemauerter Eingang zum Kirchenschiff.

Chorraum

An Außenseite der südlichen Chorwand befinden sich vier in Stein gehauene Katzenköpfe, deren Deutung umstritten ist; einer zwischen den beiden Fenstern und drei nebeneinander rechts neben dem rechten Fenster.  Älteren Theorien zufolge handelt es sich getreu dem sächsischen Taufgelöbnis um Donar, Wodan und Saxnot. Aktuelle Forschungen rücken von dieser Position wieder ab.

Unter dem Fenster an der östlichen Chorwand ragt markant ein schwarzer Stein mit einem weiteren Gesicht heraus. Auch bei dieser Wächterfigur ist die genaue Deutung umstritten. Vermutlich befand er sich ursprünglich an anderer Stelle.

Ob es sich um die Abbildung einer alten Gottheit handelt oder gar um den Teufel selber, wird vielleicht die Forschung der nächsten Zeit erhellen können.

 

Taufstein

 

Barocker Altar

 

Detail Altar

 

Detail Altar

 

Deckenansicht Chorraum[11]

Innenraum

Turm

Landläufig wird der Turm gern als Wehrturm bezeichnet. Das ist allerdings gewiss falsch, obgleich es sich durchaus um einen wehrhaften Turm handelt, der der Landbevölkerung bei kleineren Händeln Schutz geboten haben mag. Eine militärische Verwendung gab es allerdings für den Turm nie.

Vorraum

Betritt man die Kirche durch den Vorraum im Chor fällt der Blick geradezu auf eine dreiteilige Steintafel  an der Nordwand und auf der linken Seite (Westwand) auf eine Bronzetafel. Auf diesen Tafeln wird der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege gedacht. Die Gedenktafel aus Bronze für die Opfer des Ersten Weltkrieges stammt aus dem Jahr 1936 und wurde von Arthur Petzsche gestiftet. Die Steintafel ist den Opfern des Zweiten Weltkrieges gewidmet. An beiden Tafeln werden alljährlich zum Volkstrauertag Kränze niedergelegt.

Turmuhr

Schon im Jahre 1823 wird in der Kirchenchronik von der Turmuhr berichtet: „Die Kirchenuhr wurde am 13. Mai und nachher wieder am 17. August vom Uhrmacher Haberland aus Delitzsch ausgebessert und in Stand gesetzt. Sie ging auch bis gegen Weihnachten ganz ordentlich, fing aber dann wieder an zu hinken und blieb endlich ganz stehen.“

Die Legende vom unterirdischen Gang

Wie an vielen Orten soll es auch in Zwochau von der Kirche einen unterirdischen Verbindungsgang geben, der über einen halben Kilometer bis zur sog. Schanze – einer slavischen Befestigungsanlage – gereicht haben soll. Unter dem Turm ist zumindest ein gemauerter Rundbogen sichtbar und der darunter befindliche Durchgang ist mit Sand verschüttet.

Kirchenschiff

Zusammen mit den beiden Emporen fasst die Kirche ungefähr 300 Personen. Der Einbau der Patronatsloge erfolgte 1708 für Frau von Spohr. Eines der Schmuckstücke der Kirche neben dem Altar ist die Kanzel.

Die 2015 restaurierte Kanzel ruht auf dem Kopf eines Bartmannes, wird von Christus und den vier Evangelisten verziert und auf ihrem Schalldeckel thront ein Pelikan, der mit seinem Blut seine Jungen speist. Letzteres war ein beliebtes Motiv, das auf den Opfertot von Jesus Christus hindeuten sollte, obgleich es nach heutigem biologischen Kenntnisstand gewiss als unrichtig bezeichnet werden muss. Die Taube unter dem Schalldeckel symbolisiert den heiligen Geist, der hoffentlich die Predigt des Pfarrers durchweht. In den an der Decke befindlichen Facetten sind die Gesichter der Seligen der Kirchengemeinde zu sehen.

Die Grenze zwischen dem Kirchenschiff und dem Chorraum war nicht immer nicht so fließend wie heute durch den Taufstein und das Pult. Die erste Sitzreihe begann früher unter dem Torbogen, der beide Räume miteinander verbindet, was sich durch farbliche Unterschiede erkennen lässt.

Taufstein

Der Taufstein besteht aus sächsischem Serpentin und wurde von Familie Muldhoff aus Leipzig gestiftet. Die dazugehörige kupferne Taufschale (vermutlich aus dem Jahre 1812) zeigt eine Vielzahl von Taufengeln.

Chorraum

Der Chorraum ist ein weiteres Schmuckstück der Kirche.

Altar

Vor der Reformation in Mitteldeutschland und bis ins Jahr 1731 befand sich im Chorraum ein Schnitzaltar von etwa 1525, der heute noch in der Doppelkapelle in Landsberg zu sehen ist. Er wurde von Stephan Hermsdorf im Stile der Spätgotik geschaffen und im Zuge des Innenumbaus für ein paar Groschen an einen fahrenden Händler verkauft, der ihn in Landsberg für 3 Taler wieder verkaufte.

In dessen Mittelteil befindet sich der Heilige Martin – der Namenspatron der Kirche – umgeben von weiteren Heiligen. Neben ihm im Mittelteil ausgearbeitet sind der Heilige Antonius und der Heilige Mauritius. Weiter werden links/ rechts die Heilige Ursula und die Heilige Barbara gezeigt. Vermutlich handelt es sich bei den anderen abgebildeten Frauen um Anna, die Großmutter Jesu, und Maria, die Mutter Jesu.

Der neue 1731 geweihte Altar (Portikusaufsatz), der sich bis heute in der Kirche befindet, wurde von Michael Iphraim Döbel aus Delitzsch entworfen und gebaut. Mit der Ausmalung wurde Georg Zinke betraut, der im Pfarrbereich Zwochau geboren war.

Im Zentrum des barocken Altars wird der Erzengel Michael gezeigt. Die dargestellte Szene zeigt ihn, als er den Drachen tötet und im dem Moment goldene Sonnenstrahlen einem wolkenverhangenen Himmel durchbrechen. Verbildlicht wird hierdurch die Erlösung der Welt, wie sie in der Offenbarung, dem letzten Buch der Bibel, beschrieben wird. Über allem triumphiert der auferstandene Christus, der schon in einer Deckenrosette im Schiffbereich als Auferstandener sich der versammelten Gemeinde zeigt. Die Kirche ist so konzipiert, dass die Gemeinde, die sich um den Auferstandenen versammelt, auf die endzeitliche Erlösung des Weltendes blickt. Jedes Mal, wenn die Gemeinde Abendmahl feiert, erlebt sie so, dass sie ihrer Erlösung ganz nahe kommt. An das Abendmahl erinnern auch die Trauben- und Ährendarstellungen an den Seiten des Altars.

Es finden sich zwei Engel. Einer der Engel zeigt der Gemeinde die Zehn Gebote, der andere verweist mit seinem Finger nach oben zu Gott. Sowie zwei weitere Engel, die mit Palmenzweigen wedelnd links und rechts auf dem Altar sitzen. Den Abschluss nach oben bildet der alles überragende, auferstandene Jesus mit Stab vor einer Strahlenmandorla. Unter ihm befindet sich eine Art umranktes Wappenschild mit dem Christusmonogramm IHS auf rotem Grund.

Die Decke des Chorbereiches ist als Himmelswiese gestaltet. Im Chorraum befindet sich zudem eine spätgotische Sakramentsnische.

Sakristei

1731 wurde die Sakristei an die Nordwand des Chores angebaut. Von dort geht auch eine sog. Piszina nach außen, durch die der nicht getrunkene Abendmahlswein nach außen geleitet wurde, wo er dann in die geweihte Erde des Friedhofs versickerte.

 

Für eine Spende zum Erhalt sind wir sehr dankbar.

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