Trinitatis |
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Die Wochen nach Pfingsten sind ein Ausklang zum Osterfestkreis. Was Jesus für uns im Werk der Erlösung getan hat, muss in unserem eigenen Leben noch verwirklicht werden. Denn, was Jesus mit dem Ruf „Es ist vollbracht“ (Johannes 19, 30) am Kreuz vollendet hat (Hebräer 10, 10), ist in uns noch nicht vollendet. Zu Weihnachten und Epiphanias haben wir das Gedächtnis der Menschwerdung und zu Ostern und Pfingsten das Gedächtnis der Erlösung begangen. Nun geht es darum, dass wir die uns bereitgestellten Gnadenmittel in Anspruch nehmen, damit das neue Leben in Christus in uns zur Reife kommt und damit auch wir an dem Tag, an dem Gott uns einst zur Rechenschaft rufen wird, sagen können: „Es ist vollbracht!“. Es war ein Sonntag, an dem Gott-Vater sprach: „Es werde Licht!“ (1. Mose 1, 3) und weil es ein Sonntag war, an dem Gott-Sohn in Herrlichkeit auferstand (Markus 16, 2), und weil es ein Sonntag war, an dem der Heilige Geist in Gestalt von Feuerzungen auf die Apostel herabkam (Apostelgeschichte 2, 3), ist jeder Sontag ein Tag der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Das Fest der Dreifaltigkeit (Trinitatis) wird am Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Weil man nicht lieben kann, was man nicht kennt und weil auch Gott von uns geliebt werden möchte, gibt er sich uns zu erkennen. Wir erkennen aus der sichtbaren Welt, dass Gott ist, und wir erkennen ihn als den Urquell jeder geschöpflichen Vollkommenheit. Sein inneres Wesen aber ist natürlicherweise der menschlichen Vernunft unzugänglich (Jesaja 55, 8-9 und Philipper 4, 7). Wir kennen es nur, weil Gott sich selbst uns mitgeteilt hat (Johannes 1, 19; 1. Korinther 2, 10). Aus der göttlichen Offenbarung wissen wir, dass die eine und einzige göttliche Natur in drei göttlichen Personen existiert: dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wir nennen dies im Hinblick auf die Verschiedenheit der göttlichen Personen die Allerheiligste Dreifaltigkeit und im Hinblick auf die Einheit der göttlichen Natur die Allerheiligste Dreieinigkeit. Im Alten Testament war die Zeit noch nicht reif für diese Offenbarung. Gott bereitete sie schrittweise vor und hat Spuren seines Wesens hinterlassen, bis dann die zweite göttliche Person, unser Herr Jesus Christus, durch das Wirken des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria Mensch geworden ist. In Jesus Christus kommt die göttliche Offenbarung zu ihrem Höhepunkt und in Ihm findet sie ihre Vollendung (Matthäus 11 ,27 und Hebräer 1, 1-3), denn in Ihm hat der Gott-Vater uns alles gesagt. Bei seiner Himmelfahrt gab uns Jesus den Befehl, alle Völker zu taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende (Matthäus 28, 18-20). Durch die Taufe sind wir gleichsam in Ihn hineingetaucht und aufs Innigste mit dem dreifaltigen Gott verbunden. Doch das Geheimnis der Dreifaltigkeit ist unauslotbar. Ein Geheimnis lässt sich nur in seinen Auswirkungen erfahren. Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes ist die Liebe. Sie zeigt sich uns im Willen des Vaters, der wollte, dass wir leben, in Christus, der diesem Leben die Dimension der Umkehr und der Ewigkeit eröffnet. Sie zeigt sich uns im Wirken des Heiligen Geistes, der Neues schafft, wo der Tod das letzte Wort zu haben scheint. Diesem Gott der lebendigen Liebe dürfen wir uns anvertrauen, ihm nahe kommen, ihm folgen und wir sind beauftragt, ihn mit seiner Liebe in die Welt zu tragen. So wird unser ganzes Leben ein großes Loblied zur Ehre des dreifaltigen Gottes sein! |