Die Liturgie ist ein zeitloser, heiliger und würdiger Weg der Anbetung Gottes. Sie ist ein Erbe der vorangehenden Generationen und zugleich lebendige Teilnahme am Gottesdienst, die uns mit unseren Glaubensgeschwistern weltweit, aber auch mit den Glaubensmüttern und -vätern im Lobpreis Gottes vereint – eben über die Grenzen von Raum und Zeit. Sich diesem Weg zu nähern ist lohnenswert. Es bereichert und belebt das geistliche Leben, ordnet und macht es sinnreich.
Seit Beginn der Kirche wurde bei der Ausgestaltung der Liturgie stets überlegt, wie man die Bedürfnisse und Sinne des Menschen ansprechen kann und brachte sie in Übereinstimmung mit dem Zeugnis der Heiligen Schrift. So erhielten der duftende Weihrauch, die leuchtenden Kerzen oder die liturgischen Haltungen, wie das Knien, Verbeugen, Händefalten usw. Einzug in die gottesdienstliche Feier.
Die Farben, die die Augen, d.h. den Sehsinn des Menschen ansprechen, wollen unterstreichen, was an dem jeweiligen Tag gefeiert wird. Farben haben eine große Wirkung: Sie lassen einen Raum warm oder kalt wirken, drücken Stimmungen aus, unterstreichen, signalisieren und markieren. Natürlich erhöhen die unterschiedlichen Farben auch die Feierlichkeit des Gottesdienstes.
Die Bedeutung der Festkreise und Sonn-/ Feiertage im Kirchjahr lässt sich an deren liturgischer Farbe erkennen. Diese Farben finden sich in den Tüchern auf dem Altar, dem Lesepult, dem Taufbecken und der Kanzel (sog. Antependien). Ebenso wird die Stola des Pfarrers (sog. Parament) sowie das Kelchvelum beim Abendmahl (ebenfalls ein Antependium) in den jeweiligen liturgischen Farben benutzt.
Die liturgische Farbe gibt der liturgische Kalender im Kirchenjahr vor. Damit wird an den wesentlichen Orten des gottesdienstlichen Handelns die farbige Vielfalt des Kirchenjahres sichtbar gemacht. Sie dienen so als Element eines lebendigen Gottesdienstes.
Wir benutzen fünf liturgische Farben: weiß, rot, grün, violett und schwarz; jede mit einer eigenen Bedeutung. Hier ein kleiner Überblick:
Weiß ... ist die Festfarbe, Farbe der Freude, der Reinheit und des Lichts. Es ist die Summe sämtlicher Farben des Spektrums. Es ist als Symbol des Lichts und der Auferstehung die Christusfarbe. Zugeordnet werden ihr alle Töne von Beige bis leichtem Grau, Gold und Silber. Ver-wendet wird es in der Liturgie an Hochfesten wie Ostern oder Weihnachten, sowie an den dazu gehörigen Festkreisen, sprich der jeweiligen Zeit nach den Festen.
Rot ... ist die Farbe des Feuers, der Liebe, des Blutes und des Heiligen Geistes. Verwendet zu Pfingsten, Konfirmation und Jubelkonfirmation, aber auch zum Kirchweihfest und am Reformationstag. Dort wo gefeiert wird, ebenso an Märtyrer- und Heiligenfesten.
Grün ... steht für Wachstum. Es ist die Farbe der Hoffnung und des Lebens. In der Trinitatiszeit wird so der Blick geschärft für das Wachstum des Reiches Gottes in unserem Alltag: Das Wachsen im Glauben, das Wachsen im Gebet und in der Beziehung zu Jesus.
Violett ... weist uns als Farbe der Besinnung auf besondere Zeiten für die Umkehr und Buße hin, also auf einen Neubeginn. Sie wird bei der Bereitung vor den hohen Festen benutzt. Dies vor allem in der Advents- und Passionszeit.
Schwarz ... wird als Symbol für das Fehlen aller Farbe und damit als Zeichen der Trauer genutzt. Am Totensonntag verwenden wir schwarz am letzten Tag des Kirchenjahres zum Gedenken der Verstorben. In Verbindung mit dem Tod Christi ist es die Farbe des Karfreitags bzw. Karsamstags. Schwarz ist jedoch auch ein Zeichen für vornehme Festkleidung.
Das war es schon mit der kirchlichen Farbenlehre. Beim nächsten Gottesdienst – Einfach Augen auf.
Für weitere Deteils empfehlen wir Ihnen unsere Publikationen:
Die Schriften tragen den lateinischen Namen „Vade mecum“, zu deutsch: „Geh mit mir“. „Vade mecum“ ist gleichzeitig auch eine Bezeichnung für ein Begleitheft.
Die erste Reihe hat den Titel: „ … zur Evangelischen Messe“. Die insgesamt sechs Hefte helfen dem Verständnis des Geschehens, der Stoffe und liturgischen Geräte im Gottesdienst. Lesen Sie nach und erleben Sie den nächsten Gottesdienst mit neuen Eindrücken und unter anderen Gesichtspunkten.