Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben. (Sprüche 14, 34)

   

Exaudi

 

Judika

Der Sonntag nach Christi Himmelfahrt, der 6. Sonntag nach Ostern und der vorletzte Sonntag der österlichen Freudenzeit heißt auch Sonntag Exaudi.

Exaudi stammt vom lateinischen Beginn des heutigen Leitverses: „Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te“ – Erhöhe, o Herr, meine Stimme, mit der ich zu Dir rufe (Psalm 27, 7). Psalm 27 ist auch der Wochenpsalm. Thema des Sonntags ist die wartende Gemeinde.

Christus sprach zu den Aposteln am Tag seiner Himmelfahrt, sie sollen die Herabkunft des Heiligen Geistes erwarten. Diese Herabkunft wird mit dem Pfingstfest – dem Geburtstag der Kirche – gefeiert.

Der Sonntag Exaudi zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten spiegelt nun das Empfinden der im Abendmahlssaal versammelten Jünger und ebenso unser Empfinden wider. Das Herz spricht wehmütig und sehnsuchtsvoll: „Ich suche Dein Antlitz, Herr!“ (vgl. Psalm 27, 8), denn wir spüren zutiefst, wie sehr wir IHN brauchen.

Vor den Augen der Jünger stand eine gewaltige Aufgabe, und in ihrem Geist hallten die Worte Jesu nach, dass die Nachfolge in seiner Zeugenschaft nicht leicht sein würde. Aus der Geschichte unserer Kirche und auch unserer persönlichen Geschichte wissen wir, dass schwere Stunden und harte Prüfungen tatsächlich und zu allen Zeiten immer wieder kommen.

Nicht nur die Apostel, sondern auch unzählige andere sind bis in unsere Tage den Weg des Kreuzes gegangen und haben in der Kraft des Heiligen Geistes ein herrliches Zeugnis für Christus abgelegt! Auch jeder von uns trägt heute sein Kreuz, das Kreuz einer Nachfolge Jesu.

Wir können nur erahnen, wie besorgt damals die Apostel waren. Auch uns mag es angesichts einer ungewissen Zukunft oft Angst werden, denn auch wir wissen nicht, was noch passiert, was als nächstes kommt.

Wir wissen aber eines, nämlich dass Jesus Wort hält und dass der Beistand, der Heilige Geist, auch uns mit seiner vielgestaltigen Gnade rüsten wird, sodass auch wir in unseren Prüfungen niemals alleine sind. Darum wollen wir mit Demut und Vertrauen im Gebet klug und wachsam sein und die Liebe üben (1. Petrus 4, 7). Denn wer auf Gott vertraut, muss nichts fürchten (Psalm 27, 1), denn er lebt in der Verheißung unverlierbarer ewiger Freude (vgl. Johannes 14, 18): Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme wieder zu euch.

In dieser Zuversicht beten wir gemeinsam mit Paulus (Epheser 3, 14-19, heutige Epistel): Deshalb beugen wir unsere Knie vor Dir, allmächtiger und ewiger Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, dass Du uns Kraft gibst nach dem Reichtum deiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch deinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohne. Und lass uns in der Liebe eingewurzelt und gegründet sein, damit wir mit allen Heiligen begreifen können, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen können, die alle Erkenntnis übertrifft, damit wir erfüllt werden, bis wir die ganze Fülle Gottes erlangt haben. Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn und Gott, der mit Dir in der Einheit des Heiligen Geistes lebt und regiert in alle Ewigkeit.