Lichtmess |
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Der heutige Festtag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess) hat - mit dem Thema "Licht der Welt" - einen Bezug zum Weihnachtsfest. Es findet 40 Tage danach statt und bildet damit als Herrenfest (liturgische Farbe: weiß) den Abschluss der Weihnachtszeit. Das Fest beruht auf zwei Riten aus dem Alten Testament der Bibel: Zum einen galt eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes als unrein (3. Mose 12, 2-4). Nach dieser Zeit musste sie dem Priester ein Lamm und eine Turteltaube zur Opferung übergeben (3. Mose 12, 6-7); arme Familien mussten zumindest zwei (Turtel-)Tauben aufbringen (3. Mose 12, 8). Zum anderen galt in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten jeder erstgeborene Sohn als „Eigentum“ Gottes (2. Mose 13, 2.15) und musste ihm im Tempel symbolisch überreicht („dargestellt“) werden. Der Sohn musste dann durch ein Geldopfer ausgelöst werden (2. Mose 13, 13 und 4. Mose 18, 16). Beides musste geschehen, damit das Gesetz des Mose erfüllt wurde (Matthäus 5, 17). Jesus musste zum einen allen seinen Brüdern gleich sein (Hebräer 2, 17; heutige Epistel Verse 14-18) und zum anderen durch seine Hingabe des eigenen Lebens Hohepriester und Opfer zugleich zu werden, um den Tempelkult überflüssig zu machen. Zum Bericht des Lukas über die Darstellung im Tempel traten dem Fest bald weitere Motive hinzu. Die Darstellung Jesu im Tempel, der in Bethlehem auf dem Weg nach Jerusalem geboren war, war der erste Einzug Jesu in Jerusalem. Nach antikem Brauch ziehen die Bewohner einer Stadt ihrem Herrscher bei seinem ersten Besuch entgegen. Auf dem Weg von Jerusalem in Richtung Bethlehem lag ein Kloster, das angeblich von Hikelia gegründet wurde. Das Kloster stattete die Menschen mit Kerzen aus, um damit Christus entgegen zu gehen und anschließend in die heilige Stadt einzuziehen. Hieraus entstand der Brauch der Lichtprozession am heutigen Festtag. Zeugnisse dieses Festes in Jerusalem datieren aus dem 4. Jahrhundert; aus dem 7. Jahrhundert in Rom. Lange Zeit war dieses Fest im evangelischen Brauchtum kaum verankert. Mit der Änderung der evangelischen Leseordnung (2018) hat das Fest auch in der evangelischen Kirche wieder seine Funktion als Schwelle zwischen der weihnachtlich geprägten Epiphaniaszeit und der die Kar- und Ostertage ankündigenden Vorpassion bekommen. Die Ortskirche steht als Symbol für die heilige Stadt Jerusalem, in der Christus gegenwärtig ist. Beim Einzug in die Kirche gehen die Gottesdienstteilnehmer Christus entgegen. Dann begleiten sie sein Kommen in unsere Welt mit dem Kerzenumzug aus der Kirche; Erleuchtung der Welt bzw. der Heiden (Lukas 2, 32). Der Weihrauch ist als sinnliches Element ein Symbol und gleichzeitig ein Bedeutungsträger. Er ist Motiv des Gebets (Psalm 141, 2 und Offenbarung 8, 3) in doppelter Funktion: er ist sichtbares Zeichen der Gebete, die vor Gottes Angesicht aufsteigen, und er ist den Gläubigen Mahnung, ihre Gebete mit dem aufsteigenden Rauch zu vereinen. Damit ist Weihrauch als Rauchopfer Zeichen der Anbetung und Verehrung des Göttlichen (ähnlich im Weihnachtsevangelium); und Zeichen unserer Hingabe an Gott. Daher auch seine Verwendung in der Lichtfeier: Christus ist das Licht. Und Christus ist unsere Glut, in die wir fallen, die uns verwandelt und uns zum Lobpreis Gottes bringt. Das Lied „Im Frieden dein, o Herre mein“ ist eine Nachdichtung des sog. Nunc dimittis (lat. „nun lässt du“) – des Lobgesanges des Simeon (Lukas 2, 29-32) –, das als Antwort auf die Erlösungshoffnung im heutigen Psalm 138 (1-8) gilt. Der Lobgesang des Simeon ist ein Gebet um einen friedlichen Tod, während Spitta das Lied zu einem Abendmahlsdank umarbeitete und erst in der letzten Strophe das Sterben anklingen lässt. Im heutigen Fest preisen wir mit Simeon Christus als wahres Licht der Welt und feiern die Erfüllung der Prophezeiung des Malachias (3, 1-4), denn der Herr hält Einzug in den heiligen Tempel. Maria sagte das Ja, Jesus zu empfangen (Lukas 1, 30-31.38 und Matthäus 1, 20-21), und sie sagte im Tempel Ja, ihn hinzugeben. Die Kerzen sind dabei das Symbol für ihn und bedeuten zugleich unsere Hingabe an ihn mit der Bitte vom Feuer des Heiligen Geistes erleuchtet und erfüllt zu werden wie Simeon. Deshalb befinden sich im Altarraum die Kerzen, die uns im ganzen Jahr durch die verschiedenen Anlässe und Gottesdienste begleiten. Unsere Zeit stellt oft nur die Frage nach einem „guten Leben“. Simeon und Hanna bereiten sich auf ein gutes Sterben vor. Daher hat das Nunc dimittis auch seinen Platz im Nachtgebet der Kirche gefunden. Dabei verbinden wir die Bitte um eine „ruhige Nacht“ mit der Bitte um ein „gutes Ende“.
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