Fasten- und Passionszeit |
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Das Fasten ist in unserer modernen Welt allgegenwärtig. Durch den Verzicht auf bestimmte Speisen und Genussmittel verspricht man sich Abnehmen oder einen schöneren Körper. Dabei ist die Liste der Stoffe, auf die man verzichten oder die man überwiegend einnehmen soll, sehr lang: Apfelessig-Diät, Buttermilch-Diät, Dukan-Diät (nur Eiweiß essen und keine Kohlenhydrate und Fette) usw. Dazu kommen noch diverse Free-off-Ernährungen: glutenfrei, laktosefrei oder histaminfrei. Diejenigen, die das versuchen, verhalten sich wie Allergiker, ohne es zu sein. Die Regale unserer Supermärkte sind voll von solchen Produkten und man verspricht sich davon Gesundheit, Schönheit, innere Ruhe und ein langes Leben. Doch hat das etwas mit Fasten zu tun? War das Fasten bis vor etwa 10 Jahren außerhalb religiöser Gemeinschaften unbekannt, ist seitdem das Fasten schon fast wieder so etwas wie ein Trend geworden. Man fastet also auf Fernsehen, Handy, Computerspiele, Alkohol, Süßigkeiten oder Fleisch. Fasten als Abstinenz bezeichnet den bewussten Verzicht auf bestimmte Substanzen, die man sonst zu sich nimmt, über einen festgelegten Zeitraum. Es ist zu unterscheiden vom Halb- oder Vollfasten, wo gar keine Lebensmittel und Getränke eingenommen werden (z.B. im Islam den ganzen Tag über bis Untergang der Sonne). Das Fasten wird in religiösen Gemeinschaften vor großen Feiertagen, als Zeichen der Askese und Trauer oder als Vorbereitung auf eine bestimmte Herausforderung durchgeführt. Das Fasten wird in nahezu allen Religionen praktiziert: Judentum, Islam, Hinduismus, Buddhismus. Am Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit, die bis einschließlich Karsamstag geht. Das Christentum kennt eigentlich zwei größere Fastenzeiträume: vor Ostern und vor Weihnachten. Die Adventszeit als Fastenzeit ist leider nahezu vollständig aus unserem Bewusstein verschwunden und durch Konsum, Stress, Weihnachsfeiern, die vielen Shows, die unsere Kinder aufführen müssen, verdrängt worden. Viele erinnern sich bestimmt noch gut daran, wie in der Kindheit die Speisekammer während der Adventszeit langsam füllte und es immer besser roch. Doch alles wurde erst am 24. Dezember angerührt. Auch der Stollen wurde erst am Heiligabend angeschnitten. Diese Zeit haben viele als sehr schön, weil völlig stressfrei, in Erinnerung. Die österliche Fastenzeit, in die wir bald gehen werden, ist dagegen noch besser bekannt. Sie beginnt am Aschermittwoch und endet am Karsamstag. Das sind 40 Tage. Diese Zahl taucht des öfteren in der Bibel auf: 40 Tage betete und fastete Jesus in der Wüste, bevor der Teufel ihn herausforderte (Mt 4, 1 - 11). Die Israeliten wanderten 40 Jahre durch die Wüste (Ex 16, 35). Mose begegnet Gott 40 Tage auf dem Berg Sinai (Ex 24, 18) und 40 Tage nach der Auferstehung Jesu wird Christi Himmelfahrt gefeiert (Apg 1, 3). Erste Überlieferungen des vorösterlichen Fastens stammen aus dem 4. Jahrhundert. In der Fastenzeit war es verboten, Fleisch und tierische Produkte, Eier, Butter, Sahne und Milch zu verzehren. Es gab nur eine Mahlzeit pro Tag. Aus diesem strengen Regime erklärt sich auch, weshalb bis unmittelbar vor Beginn des Fastens noch einmal am Fastnachts-dienstag mit Krapfen, Pfannkuchen und anderen fettigen Speisen geschlemmt wurde. Und es gab auch mehr oder weniger geschickte Versuche, das Fasten zu umgehen, indem man die Ente zum Fisch erklärte oder das Fleisch in den Teig packte (Maultaschen). Heute ist die vorösterliche Fastenzeit für Christen eine Zeit der Besinnung, der Entschleunigung, der Einkehr und des Betens. Dabei ist es sicherlich auch gar nicht so entscheidend, wie streng man die (selbst aufgestellten) Regeln einhält. Entscheidend ist wohl vielmehr, dass mit dem Fasten ein bewusster Verzicht einhergeht, dass dies die Sinne schärft und etwas Abstand zum Alltag schafft, Kanäle zu Gott öffnet, um sich so ganz bewusst auf Ostern, das wichtigste christliche Fest vorzubereiten. Karsamstag |